Das Kirchgemeindehaus

 

   


Das Kirchgemeindehaus

Im Zusammenhang mit der im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts beginnenden geistlich volkskirchlichen Belebung der ev.- luth. Kirche und deren rechtliche Neuordnung, die letztlich u.a. 1919 zur Trennung von Kirche und Staat führte, entstanden viele kirchliche Gruppierungen.

Da die Kirchen damals ausschließlich sakralen Zwecken vorbehalten waren, mussten für diese Vereinigungen separate Räume geschaffen werden, z. B. in kircheneigenen Gemeindehäusern. In Loschwitz wurden z.B. für den Freiwilligen Kirchenchor und Musikverein, den ev. Jünglings- und Jungfrauenverein, den ev. Arbeiterverein, den Frauenverein, den Großmütterchenverein und für Bibel- und Konfirmandenstunden Platz benötigt.

Für diese Zwecke erwarb 1924 die Kirchgemeinde die Kinderbewahranstanlt Grundstraße 36. Als zukünftiges Loschwitzer Kirchgemeindehaus sollte sie für das Leben der Kirchgemeinde eine besondere Bedeutung erlangen.

Die Kinderbewahranstalt, eine alte Bezeichnung für den heutigen Kindergarten, wurde 1902 u. a. aus Stiftungsmitteln der Familie Leonhardi als damals schönste und vorbildlichste Sachsens von der Gemeinde Loschwitz errichtet.

Für die Funktion als Kirchgemeindehaus mußte das Gebäude umgebaut und erweitert werden. Die Kinderbewahranstalt für 50 – 60 Kinder verblieb im Obergeschoss. Das Untergeschoss wurde durch den Einbau des großen (Luthersaal genannt) und kleinen Kirchgemeindesaales, Garderoben, einer Küche und Toiletten umgestaltet.

Um kleine Theaterstücke aufführen, Vortrags- und Filmveranstaltungen aller Art durchführen zu können, fügte man östlich des großen Saales an das Gebäude einen Bühnenanbau an.

Ein Blick in den Veranstaltungskalender der ersten Jahre erinnert uns an viele historische Ereignisse und bedeutende Künstler.

  • die Feier zum 100. Geburtstag des Malers Eduard Leonhardi
  • Konzerte des erzgebirgischen Volkskünstlers Anton Günther
  • das 50jährige Jubiläum des Ortsvereins Loschwitz
  • eine Fortsetzungsreihe musikalischer Gemeinschaftsabende, an denen mit Loschwitz verbundenen Musikern erinnert werden sollte.
  • Vorträge zur Geschichte des Dorfes Loschwitz, hier vor allem von O. Kotzsch, mit Lichtbildern seines Vaters, des bekannten Fotografen August Kotzsch.

In den letzten Monaten des II. Weltkrieges vom August 1944 bis März 1945 wird das Kirchgemeindehaus außer der Kirchnerwohnung von der Wehrmacht für Lazarettzwecke beschlagnahmt. In der furchtbaren Bombennacht vorn 13./14.02. 1945, in der die Kirche zerstört wurde, blieb glücklicherweise das Kirchgemeindhaus unbeschädigt.

Ab April 1945 bis zur Weihe der wiedererrichteten Kirche am 03.Oktober 1994 wurde es für fast 50 Jahre zum geistigen Zentrum der Loschwitz/Wachwitzer Kirchgemeinde.

Neben den vielen Gottesdiensten, Taufen, Trauungen, Gemeindefesten, Theateraufführungen der gemeindeeigenen Spielschar sind vor allem zwei Ereignisse in diesen Jahren hervorzuheben:

Die Wiederkehr des 250. Kirchweihfestes 1958 und das
100jährige Kirchenchorjubiläum,

beide mit eigenen Ausstellungen gewürdigt und von vielen Gästen besucht.

Hinzuzufügen ist noch, dass der Kindergarten 1941 aus freier Trägerschaft in den Besitz der Stadt Dresden überging und 1956 nach dem Veilchenweg 7 umzog. Die frei gewordenen Räume konnten nun für die kirchliche Kinder- und Jugendarbeit genutzt werden.

Durch die nunmehr erfolgte Konzentration der ehemals im Gemeindehaus angesiedelten Funktionen des Gemeindelebens auf die Kirche, das Pfarrhaus und die Alte Schule wird das alte Kirchgemeindehaus für die Gemeindearbeit nicht mehr benötigt.

Es ist zu hoffen, dass bald eine neue Nutzung für dieses Gebäude gefunden wird, so dass dieses für die Loschwitzer Geschichte so bedeutsame Gebäude in Würde weiter bestehen kann.

Eberhard Münzner


 

Hinweis


In der Reihe “Kleine Kunstführer“, Verlag Schnell und Steiner GmBH Regensburg, ist 1994 das Bändchen (Nr. 2170) “Die Kirche zu Dresden-Loschwitz“ von Eberhard Münzner erschienen. Dort beschreibt Herr Münzner die Kirche, den Bau 1705, die Erneuerung 1898/99, Zerstörung 1945 und die verschiedenen Anläufe zum Wiederaufbau 1969, 1984 und 1990 bis zur Wiederweihe 1994. Um den Text (ohne die Abbildungen) der Broschüre zu laden, klicken Sie bitte
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